Gesunde Ernährung für Kinder: "Mit dem Essen spielt man doch!" fordert Doreen Remer
- Andreas
- 3. Feb.
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Die Anzahl essgestörter Kinder und Jugendliche steigt seit 2005 kontinuierlich.
Schon im Jahr 2016 stellten die Krankenversicherungen eine Verdopplung behandlungswürdiger Esstörungen bei Kindern zwischen 8 und 13 Jahren sowie bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren fest. In Europa wechseln sich England und Deutschland im Rang um gefürchteten den ersten Platz stetig ab. Doch nicht nur Übergewicht ist ein Gesundheitsrisiko, sondern Essstörungen sind allgemein auf dem Vormarsch. Magersucht trat bis in die 2000-er Jahre hinein eher bei Mädchen unter 16 Jahren auf und war zuvor bei Jungen eher unbekannt.

Seit dem Jahr 2012 sind zwanzig Prozent mehr Mädchen und Frauen stationär wegen Magersucht oder Bulimie behandelt worden. Durch Schädigungen der Organe, Muskeln und Knochen sind Essstörungen bei zur dramatische Krankheit geworden, die jährlich Todesopfer fordert. Fettleibigkeit indes ist die Ursache für organische Krankheiten und verkürzt das Leben. Industriezucker ist ebenso allgegenwärtig wie Fette der industriellen Lebensmittelherstellung und in allen Variationen vom Fast Food Imbiss. Die "Ampel" auf Verpackungen zeigt wenig Wirkung. Nahezu alle Hersteller umgehen eine korrekte Angabe durch Täuschung und Nutzung von Tricks. Deren Lobbyarbeit ist derart erfolgreich, dass selbst "Nutella", bestehend aus über 50 % Fett und zu 56 % aus Zucker, dennoch die Kennzeichnung "Gelb" erhält, obwohl es an sich nicht "roter" sein könnte. Die Lobbyisten verbergen sich gekonnt in Institutionen mit irreführenden Namen, wie beispielsweise "Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde", die jedoch nichts anderes ist als die "Zucker- und Fettvertretung" der Lebensmittelbranche. Der genannte Bund wurde auf Druck von Anti-Lobby-Verbänden und Verbraucherschützern 2019 in "Lebensmittelverband" unbenannt, doch der Hauptkonzern dahinter ist nach wie vor "Südzucker", ein weltweit handelnder Konzernriese rund um Zucker. Der "BLL" verhinderte zunächst elf Jahre lang die heute oftmals anzufindende "Lebensmittel-Ampel", um letztlich die Mengenangaben zu "portionieren" und die Angaben zu verschleiern. PolitikerInnen wurden getäuscht, weil die Lobbyisten/innen die Daten vorgaben. (Was leider in allen Industriebereichen übliche Praxis ist) .
"Die beispiellose globale Epidemie von Übergewicht und Adipositas ist eine tiefe Tragödie und ein monumentales gesellschaftliches Versagen", sagt die Hauptautorin der Studie, Emmanuela Gakidou vom Institute for Health Metrics and Evaluation (Ihme) der Universität von Washington. Es wird Zeit, Kinder gesund zu ernähren.
Wie können Kinder vor Essstörungen bewahrt werden?
“Abgesehen von psychologischen Ursachen, die fachärztlich behandelt werden sollten, können wir Kinder vor Übergewicht schützen. Sie sollten weder mit industriell gesüßten Brotaufstrichen noch mit Fertiggerichten oder fetthaltigen Essen aus der Imbissbude aufwachsen", mahnt Doreen Remer aus Berlin. "Grundsätzlich gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift! Kinder lassen sich für gesunde Lebensmittel begeistern, wenn sie Spaß daran haben, weil sie beteiligt werden und für sich selbst oder für alle Familienmitglieder etwas zubereiten. Mit dem Essen spielt man doch, weil Kinder beim Spielen lernen. Lasst Kinder an die Töpfe, dann erreicht man 5 pädagogische Ziele auf einen Streich: Spaß am selber machen, Selbstbewusstsein (schau mal, habe ich selbst gemacht), Verantwortungsbewusst-sein, den Geschmack von natürlichen Nahrungsmitteln und die Wertschätzung gesunder Lebensmittel!”

Doreen Remer weiß genau, worüber sie spricht und schreibt. Zehn Jahre lang war sie als systemischer Coach unter anderem für die BZgA mit einem besonderen Lehrauftrag in Schulen und Jugendgästehäusern aktiv: Gesunde Ernährung und Stressbewältigung standen auf ihrem Lehrplan. Leider wurde das Projekt mangels Budget vom Ministerium eingestellt. Also "verpackte" Doreen all ihr Wissen gepaart mit Rezepten, die sie mit Kindern entwickelte, in ein fröhlich witziges und lehrreiches Buch. Nina Kober illustrierte das Spiel-Spaß-Erlebnis-kochbuch fantastisch und exklusiv.
"Mit dem Essen spielt man doch! Dann klappt das sogar mit verschmähtem Gemüse und Getränken ohne Industriezucker! Kinder lernen durch spielen. Daher erfand ich passende Spiele, die ich in den spielerischen Unterricht integrierte. Für die “Chaos-Pizza-Rallye” mussten die Kids zunächst eine Riesenpizza mit natürlichen, gesunden Lebensmitteln herstellen. Dabei konnte ich einfaches Wissen vermitteln: Was sind Tomaten? Wo kommen die her? Wie entsteht Käse, welcher eignet sich und wie kriegt man einen super Teig für die Pizza hin? Was können wir frisch aus der Natur dazugeben? Zwiebeln vielleicht? Kinder und Jugendlche wissen heute kaum etwas über Nahrungsmittel. Die Pizza kommt aus der Tiefkühltruhe, wie so vieles andere auch. Begeistert man die Kids fürs schnippseln, raspeln, brutzeln und kochen, erreicht man 7 pädagogische Ziele auf einmal:
Sieben auf einen Streich
Die kleinen Köche und Köchinnen bauen Selbstbewusstsein auf. Schau mal: habe ich alleine gemacht. Sie lernen Verantwortung für die Dinge in der Küche zu übernehmen und dafür, dass es gelingt. Zudem erfahren sie etwas über Lebensmittel und was sie auf dem Markt oder im Laden kosten. Wenn sie selbst einkaufen, oder mit einem Elternteil zusammen, lernen sie zu planen und den Umgang mit Geld. In einer Gruppe kommt der Übungsfaktor hinzu, wie man ohne Streit zusammen erfolgreich ein Ziel erreicht. Zudem erfahren sie den Geschmacksunterschied zwischen Industrie- und Naturprodukten."
Doreen sammelte ihre jahrelang entstandenen Notizen zusammen, darunter auch kuriose Rezepte, die sich Kinder ausgedacht hatten. Dazu kam ein gedankliches Trio als Comic und für die Umsetzung ihres Spiel-Spaß-Erlebniskochbuchs konnte sie die Illustratorin Nina Kober und einen Redakteur begeistern. Die Druckkosten für das aufwendige, 21 x 21 cm große und auf wischfestem Papier im Ringbuch gestaltete Werk finanzierte sie durch Crowdfundig.
Erfahrt mehr über Ken-Chi, Florux und Cater Mom auf ihrer Homepage mit Biografien und einem ausführlichen Blick ins Buch.